Untersuchung der Kompatibilität mit Mineralöl-Restmengen in Heizöltanks
30. November 2022 – Für Besitzer von Ölheizungen, die mit erneuerbaren Energien einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, bieten sich neben der Integration von Solarenergie auch treibhausgasreduzierte paraffinische Heizöle an. Doch kann ein frisches, rein paraffinisches Heizöl ohne Bedenken auf eine Restmenge von jahrelang gelagertem mineralölbasiertem Heizöl getankt werden? Diese Frage könnten sich künftig Ölheizungsbesitzer und der Heizölvertrieb stellen, wenn der Entwurf der DIN 51603-8 für paraffinische Brennstoffe in Kraft treten sollte. Dann wäre die Betankung von Heizölverbraucheranlagen mit 100 % paraffinischem Heizöl möglich. Derzeit ist sie wegen der geringeren Dichte von Paraffinen je nach Heizölqualität bis zirka 25 % möglich.
Künftig soll die Befüllung von Heizöltanks, die mineralölstämmige Restmengen enthalten, mit frischen paraffinischen Heizölen risikofrei möglich sein. Foto: en2x
Zur Beantwortung dieser Frage wollen die OWI Science for Fuels gGmbH und das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (MPI) in einer Präventivuntersuchung herausfinden, ob unerwünschte Wechselwirkungen zwischen gealterten konventionellen und neuen paraffinischen Heizölen auftreten können und wie diese gegebenenfalls zu verhindern wären.
Paraffinisches Heizöl ist teilweise schon verfügbar
Treibhausgasreduzierte paraffinische Heizöle sind sowohl aus natürlichen Ölen und Fetten durch Hydrierung als auch synthetisch aus – beispielsweise strombasierten – Kohlenstoff-Wasserstoff-Gemischen via Fischer-Tropsch-Synthese herstellbar und als HVO (Hydrogenated Vegetable Oil) und GTL (Gas-to-Liquid) bereits am Markt verfügbar. Die Eigenschaften paraffinischer Brennstoffe sind denen von Heizölen so ähnlich, dass sie mit geringfügigen technischen Anpassungen in bestehenden Ölheizungen einsetzbar sind. Die Langzeitlagerstabilität von paraffinischem Heizöl ist sogar besser als von mineralölbasiertem.
Heizöl lagert Monate und mitunter Jahre in Heizöltanks und unterliegt im Laufe der Zeit einer natürlichen Alterung. Dabei verändert sich seine chemische Zusammensetzung und es bilden sich Alterungsprodukte. Wenn ein paraffinisches Heizöl auf eine mineralölstämmige Heizölrestmenge getankt wird, ergibt sich eine Mischung, aus der theoretisch die Alterungsprodukte leichter in Form von Sedimenten ausfallen könnten. Im Heizungsbetrieb könnte dann zum Beispiel die Brennstoffpumpe zusammen mit dem Brennstoff auch die Alterungsprodukte ansaugen, die dadurch in den Vorfilter der Heizungsanlage gelangen und ihn verstopfen können. Die Wechselwirkungen und ihnen zugrunde liegenden Prozesse im Langzeitverhalten und mögliche Gegenmaßnahmen wie etwa eine geeignete Additivierung des Brennstoffs, sind Gegenstand der Untersuchung von OWI und MPI. Dabei wollen die beiden Forschungsinstitute mit kraftstoffanalytischen und anwendungstechnischen Verfahren vorgehen und gegebenenfalls Methoden neu beziehungsweise weiterentwickeln.
Das IGF-Vorhaben 22555 N der Forschungsvereinigung Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe e.V. – DGMK, Große Elbstraße 131, 22767 Hamburg, wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.